Presse

 

PRESSE: Rezensionen

Neue Luzerner Zeitung, 11. Mai 2004
Mara, eine Frau von dreissig Jahren, kam mit sich nicht mehr zurecht, unüberwindliche Ängste vor jedem Auftritt liessen sie die viel versprechend begonnene Laufbahn einer Pianistin wieder aufgeben. Der Freund, Musiker wie sie, hat sie verlassen. Angst, Depression und Magersucht blieben und die Unfähigkeit zu Kontakten mit anderen Menschen: Sie beschloss, sich aus diesem Dasein hinauszuhungern. In der Klinik Dornhof soll sie zurückfinden, wo die Essgestörten unter strenger Kontrolle stehen. In der Gruppentherapie erfährt sie, was es heisst, sich auszusetzen, und findet nur allmählich wieder zu einem Selbstbewusstsein. Karin Linsi, 1967 in Basel geboren, lebt heute in Luzern und schildert in ihrem ersten Roman den Klinikalltag aus gleichzeitig beteiligter wie distanzierter Perspektive, sie lässt ihre Erzählerin Tagebuchsequenzen einfügen und gibt ein lebensnahes Bild, das vor allem die Gegenwart ins Auge fasst, Vorgeschichte und Zukunftsaussichten aber weit gehend ausblendet. Umso eindringlicher ist der Klinikalltag gezeigt.

Urs Bugmann

Deutsche Angst-Zeitschrift, Nr. 42, 2008

In dem Roman beschreibt die angstbetroffene Autorin die Erfahrungen der Hauptfigur Mara in einer psychosomatischen Klinik. Dort werden ihre Angststörung, die Magersucht und die Depression behandelt. Einfühlsam schildert das Buch die Gedanken und Ängste der jungen Frau, die innere Zerrissenheit, das Auf und Ab. Immer wieder beleuchten Rückschauen auf die Kindheit die Entwicklung und den Verlauf dieser seelischen Leiden. Wie aus der kleinen sensiblen, perfektionistischen Mara, die das Klavierspielen liebt, eine unsichere Frau wird, der das Leben entgleitet. In dem Buch werden sich einerseits Betroffenen wiederfinden – alle anderen Leser erfahren in beeindruckender Deutlichkeit, wie Menschen mit Ängsten und Depressionen denken und fühlen.

Magazin «Spuren», Nr. 72, Sommer 2004

Kalorien zählen

Konzertpianistin hätte sie werden sollen. Trotz enormer Ängste vor jedem Auftritt schloss sie die Ausbildung mit Auszeichnung ab. Doch dann verkroch sie sich zusehends, mied das Klavier und die Menschen, magerte ab und schlich sich aus der Beziehung.
Wir lernen Mara kennen, als sie in eine Klinik eintritt. Hier unterzieht sie sich einer Therapie, hier soll sie lernen, wieder zu essen, und zwar so, dass sie Gewicht zulegt. Das ist gar nicht so einfach. Laut melden sich Stimmen in ihr, die den Therapieerfolg sabotieren.
In Tasten auf dünnem Eis beschreibt die Luzerner Autorin Karin Linsi drei Monate im Leben einer magersüchtigen jungen Frau, die Selbsterkenntnis und Heilung bringen sollen. Mara unterzieht sich Gesprächsgruppen, Psychotherapie und Familienstellen. Ob es ihr dabei gelingt, sich von ihrer Sucht zu befreien, bleibt offen.
Karin Linsis aufschlussreicher Bericht gibt Einblick in das Innenleben eines Leidens, das so symptomatisch ist für unsere Zeit, dass wir es oft gar nicht wahrnehmen. Bezeichnenderweise wird die Magersüchtige zumeist übersehen, und das ist ihr recht so.
Martin Frischknecht

Schweizerische Ärztezeitung Nr 43/2004, Rezension von Dr. med. Erhard Taverna:

«Alles, was auf der Welt passiert, ist weniger schlimm, als zuviel gegessen zu haben. Keine Befriedigung so gründlich, wie vom Aufstehen bis zum Schlafengehen die Kontrolle behalten zu haben. Nichts berauschender als eine am Körper schlotternde Hose, die früher wie angegossen gesessen hat. Keine Frage wäre berückender als jene, ob Mara abgenommen hat, kein Kompliment süßer als die Feststellung, sie sei dünn geworden. Außer, wenn Mara gerade Angstattacken hat, drehen sich ihre Gedanken ums Essen.» Mara liebt nur Tiere, das Klavierspielen hat sie aufgegeben, ihr Freund hat sie verlassen. Ihre Therapeutin überzeugt sie zu einem mehrwöchigen Klinikaufenthalt mit strikten Hausregeln, Einzelgesprächen und Gruppentherapie. Den Urlaub am Wochenende verbringt sie alleine mit der Katze, jeder Telefonkontakt bedeutet Qualen, der Einkauf von Esswaren ist ihr ein Gräuel, jedes Kilogramm Gewichtszunahme macht Angst und ist nur eine widerwillige Konzession an ihre Therapeuten. Die Geschichte wird auf drei zeitlichen Ebenen erzählt. In einer Gegenwart vom Klinikeintritt bis zum Ende, in einer Rückblende, die mit dem Entschluss zu diesem Klinikaufenthalt endet, und teilweise in ihrem Tagebuch.
Karin Linsi, 1967 in Basel geboren, mit Lehrdiplom für Violoncello und Sprachdiplomen für Deutsch und Englisch, erzählt feinfühlig, ohne Selbstmitleid, ohne Schuldzuweisungen, ganz auf das Innenleben der Patientin konzentriert, die, «wenn schon einsam, dann einsam und mager» sein will. Es ist die traurige Geschichte einer Frau, die, vom täglichen Leben überfordert, nur noch in der Sucht einen Inhalt und Sicherheit findet. Und doch sind Begegnungen möglich, Gefühle wie Wut und Zärtlichkeit, Momente des Glücks und der Hoffnungen. Einfühlsam und ohne Illusionen ermöglicht die Autorin den Lesern einen Einblick in die stille Katastrophe von einer, «die gefangen ist in ihrer Welt, auf ihrem fernen Planeten, unter ihren Füssen nur dünnes Eis».
Das Buch ist für alle Interessierten geschrieben, bestimmt kann es auch in der täglichen Praxisarbeit nützlich sein.

Pro Mente Sana aktuell, Nr. 4/04

Tasten auf dünnem Eis

Das Buch beginnt mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke, welches das Erleben und die Stimmung der Hauptfigur Mara spiegelt. Die Autorin Karin Linsi führt die LeserInnen direkt in die Handlung. Mara ist eine kreativ begabte Pianistin, die unter Magersucht leidet und einen zwölfwöchigen Aufenthalt in einer Klinik verbringt. Das Leben in der Klinik wird in der Gegenwartsform geschildert und wechselt mit Erinnerungsbildern aus der Vergangenheit ab, die ebenfalls in der Gegenwartsform geschrieben, aber kursiv gedruckt sind. Der Roman wirkt authentisch, ist vom ersten Satz an spannend und lässt einen die Gefahren und Bedrohungen fühlen, mit denen Mara leben muss. Für einen autobiographischen Roman ist er selten gut strukturiert! Linsi ist eine scharfe Beobachterin, die einfühlsam und liebevoll erzählt, ohne zu deuten oder anzuschuldigen. Gekonnt beschreibt sie Angst- und Panikattacken. Mit humorvoller Situationskomik und Selbstironie zeigt sie sehr schön, was die Hauptfigur äussert, auch wenn die Gefühlslage teilweise „nicht dazu passt“.
Am Ende des Buches bleibt der/die LeserIn mit der Sorge um Mara zurück! Wie geht es ihr weiter? Schafft sie es, Boden unter die Füsse zu bekommen?

Dieses Buch befriedigt alle, die sich für psychisches Leiden interessieren und zum Verstehen und Bewältigen dazulernen möchten! Es ist aber auch unabhängig von diesem Interesse ein unterhaltsames Buch.

Monika Zaugg-Laube, Trimbach